oder wie wiedermal ein drohender Staatsbankrott in Bayern durch Errichtung eines Katasters zur modernen Bayerischen Finanzverwaltung führte.
Der historische Vortrag von Manfred Schallinger im Pfarrheim Surberg spannte einen Bogen über die steuerliche Behandlung des Grundvermögens vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Ausgangspunkt war die derzeitige Diskussion über die teilweise stark gestiegene Grundsteuer ab 2025.
Schallinger zeigte auf, dass im Hochmittelalter die bayerischen Herzöge zunächst ihre Einnahmen ausschließlich aus ihrem Privateigentum bestritten, vor allem aus ihrem Grundbesitz, den sog. „Urbarsgütern“. Die Urbarsbauern mussten regelmäßige jährliche Abgaben und Scharwerke leisten. Neben den Einnahmen aus Urbarsgütern waren vor allem auch die Einnahmen aus Zöllen und Mauten von Bedeutung.
Die Landesherren mussten sich jedoch schon früh durch Steuererhebung finanzieren, da das Tafelsilber zur Finanzierung des zunehmenden und ausschweifenden Hof- und Beamtenapparats nicht ausreichte. Ab dem 14. Jahrhundert wurden dann alle Untertanen mit einer Steuer belegt. Herzog Otto III. von Niederbayern-Landshut hatte durch militärische Auseinandersetzungen und ein hohes Lösegeld nach einer Niederlage gegen Karl I. seine finanziellen Möglichkeiten weit überspannt. Der Geldbedarf konnte nur durch eine Steuer gedeckt werden, für die der Herzog am 15. Juni 1311 als Gegenleistung die sog. „Ottonische Handfeste“ ausstellen musste, in der er bedeutende Herrschaftsrechte, etwa die niedrige Gerichtsbarkeit auf den Gütern des Adels und der Geistlichkeit, preisgab. Diese Handfeste gilt als Entstehung der ersten bayerischen Verfassungsurkunde.
Anlässlich einer in Bayern-Landshut erhobenen Fräuleinsteuer, zur Finanzierung der Aussteuer der Prinzessinnen, von 1445 kam es erstmals zur Verwendung eines festen Hoffußes als Besteuerungsgrundlage. Dieser gilt als Vorläufer der Grundsteuer. Der Hoffuß teilte die einzelnen Bayernhöfe pauschal nach Größe und Ertragskraft.
Mit Herzog Wilhelm IV. (regierte von 1508 – 1550) begann das Schuldenmachen im Herzogtum Bayern. Gerechtfertigt wurde es immer mit der jeweiligen Landesnotdurft, vor allem für Verteidigungsbemühungen. Schallinger schilderte in seinem Vortrag die Entwicklung der Verschuldung im Herzogtum in den nächsten Jahrhunderten. Trotz zwischenzeitlicher Sparbemühungen befand sich das Herzog- und Kurfürstentum Bayern mehrmals am Rande eines Staatsbankrottes.
1808 kam es dann zur epochalen Wende in der Finanzverwaltung. Einher ging dies mit der Vermessung und Erfassung eines Katasters, mit der das inzwischen zum Königreich aufgestiegene Bayern führend in Europa wurde. Dabei wurden alle Grundstücke in Bayern nach ihrer Größe, Bonität und Nutzungsart vermessen und beschrieben.
Gespickt wurde der Vortrag mit Anekdoten und einem geschichtlichen Überblick über das Rentamt Traunstein und dessen berühmtem Rentamtmann Hartwig Freimund Peetz. Er war Heimatforscher und Verfasser zahlreicher heimat- und volkskundlicher Beiträge. Neben zahlreichen überörtlichen Auszeichnungen wurde Peetz 1882 zum Ehrenbürger der Stadt Traunstein ernannt. Noch heute ist eine Straße in Traunstein nach ihm benannt.
Mit viel Sachverstand und einem Schuss Humor führte Manfred Schallinger durch den Abend. So wurde aus einem vermeintlich „trockenen“ Thema eine sehr kurzweilige, gelungene Veranstaltung.
Zwei neue Gesichter in der Vorstandsriege des Heimatkundlichen Vereins Surberg
Surberg – Bei der Jahreshauptversammlung des Heimatkundlichen Vereins Surberg im Pfarrheim wählten die Mitglieder zwei neue Gesichter in die Vorstandsriege. Im Amt bestätigt wurde Vorsitzender Manfred Schallinger, dem als neu gewählte Stellvertreterin Gerti Renz für die nächsten drei Jahre zur Seite steht. Den Posten als Schriftführer besetzt Hans Schießl ebenso weiterhin wie Maria Hollinger das Amt der Schatzmeisterin. Das Vorstandssextett vervollständigen die Beisitzer Walter Huber und Bella Schießl, die Angela Schermann ablöste.
Nach 18 Jahren, erst als Beisitzerin und später als jahrelange zweite Vorsitzende, schied Hanni Thullner aus der Vorstandschaft aus. Ihr Engagement für den Verein ging weit über das normale Maß hinaus, sagte Manfred Schallinger. Er bezeichnete sie als treibende Kraft im Hintergrund, die zahlreiche Projekte und Ideen maßgeblich mit anschob oder beharrlich das Archiv strukturierte und pflegte. Als Würdigung ernannte der Vorsitzende Hanni Thullner zum Ehrenmitglied.
Ehrenmitglied ist Georg Wimmer schon, der ebenfalls eine besondere Anerkennung bekam. Dem „Internetdesigner“ verlieh Schallinger für seine jahrelange, beispiellose, perfekte Pflege der Vereinshomepage neben einer Urkunde eine voll funktionstüchtige „Goldene Computermaus“. Die Betreuung der Internetseite, die jetzt vereinfacht gehandhabt werden kann, übernimmt Beisitzerin Bella Schießl. Schallinger stellte den Mitgliedern die Seite vor, die mit zahllosen Beiträgen zurück bis ins Jahr 1986 zum Stöbern einlade.
Die Überarbeitung der Homepage machte im vergangenen Vereinsjahr auch den größten Kostenposten aus, erläuterte Schatzmeisterin Maria Hollinger, die bei ihrem Kassenbericht aber bestätigte, dass die Finanzen des 112 Mitglieder starken Vereins trotzdem auf stabilen Beinen stehen.
Schriftführer Hans Schießl berichtete in seinem Jahresrückblick vom „Ratschkaffä“ das im Wirtshaus Lauter zum Thema „Lauterer Bahnhofshistorie“ ebenfalls großen Anklang fand wie, laut Schießl wohl „abschüssigste Andacht Deutschlands“ an der Schneiderkapelle, die an Maria Himmelfahrt gefeiert wurde. Im Rahmen der Ferienprogramms bot der Verein einen Ausflug zur Höhlenburg in Stein an der Traun an, wo 15 Kinder neugierig der schaurigen Legende vom Heinz von Stein lauschten. Ein Radausflug ging nach Teisendorf zur „Maiermühle“ mit Führung und auch die nächste Etappe der mehrjährigen Vereins-Challenge „Einmal um die Gemeinde Surberg wandern“ stand auf dem Programm. Das vierte rund vier Kilometer lange Teilstück führte die Grenzwanderer entlang der östlich an Teisendorfer Gemarkungen verlaufenden Gemeindegrenze von Fuchsreut nach Roßruck. Mit viel Humor und Sachverstand, so Schießl, behandelte Manfred Schallinger in einem kurzweiligen Vortrag das vermeintlich trockene Thema „Grundsteuer“.
Für dieses Vereinsjahr gab Vorsitzender Schallinger eine kurze Terminschau. Neben der Teilnahme am Ferienprogramm und der traditionellen Andacht an der Schneiderkapelle steht eine Besichtigung der ehemaligen Dachauer KZ-Außenstelle im Mühldorfer Hart ebenso in Planung wie die Fortsetzung der „Ratschkaffä“-Serie und die nächste Etappe der Gemeinde- umwanderung.
Dritte Bürgermeisterin Kathi Schallinger würdigte das große Engagement und die Bedeutung des Vereins für das Gemeindeleben insbesondere in Bezug auf die Teilnahme am Ferienprogramm.
Auch eine Lesung stand auf der Tagesordnung der Versammlung. Durch Zufall war Schriftführer Hans Schießl bei einer Internetrecherche auf mehrere Surberg zuordnende Leserbriefe in der Tageszeitung „Der Bayerische Eilbote“ aus dem Jahr 1848 gestoßen. Lebendig und humoristisch las er im Wechsel mit Manfred Schallinger vor, wobei es einen Schlagabtausch zur Dreistigkeit des jungen Surberger Schullehrers Johann K. Meier gab, der es sich erlaubte auf dem Gottesacker Hafer anzubauen. Der Ton der Texte war derb, die Beschimpfungen wild und die Sprache ein althergebrachtes Monument. Mit historischen Bildern und kurzen Filmsequenzen vom Surberger Friedhof und der Pfarrkirche wurde die Lesung hinterlegt und von Stefan Starzer an der Gitarre musikalisch umrahmt. Instrumental spielte er passend zum Thema gefühlvoll „Yesterday“ und „Let it be“ von den Beatles und eigene Kompositionen.
Bericht Maria Zillner
Auf Einladung von Herrn Günter Schodlok vom Verein „Für das Erinnern KZ-Gedenkstätte Mühldorfer Hart e.V.“ organisierte der Heimatkundliche Verein Surberg einen Ausflug nach Mühldorf. 10 Mitglieder machten sich mit Privatfahrzeugen auf den Weg, der uns zunächst zum Gasthaus Ehringer Hof in Polling zum Mittagessen führte. Dort trafen wir uns auch mit Herrn Schodlok. Nach dem wir uns gestärkt hatten, ging es die letzten Kilometer weiter zu dem weitläufigen Gelände der Gedenkstätte.
Hier sollte in den letzten 11 Monaten des Zweiten Weltkriegs eine riesige Bunkeranlage entstehen, in der dann die komplexen Baugruppen für das erste Düsenflugzeug der Welt, die Messerschmitt 262 gefertigt werden sollten. Vorgesehen war ein Rüstungsbunker von 400 Meter Länge, 85 Meter Sohlenbreite und einer lichten Höhe von 32 Meter (13 Meter über und 19 Meter unter dem Geländeniveau) mit einem umbauten Raum von 648.000 cbm. Auf 8 Stockwerken verteilt, sollte so eine reine Fertigungsfläche von ca. 130.000 qm entstehen, in der absolut sicher gefertigt werden konnte.
Die benötigten Wald- und Feldgründe für das Bauprojekt „Weingut 1“, die alle im Privatbesitz waren, wurden ohne jegliche Vorankündigung enteignet. Zeitgleich mit dem Übersetzen der alliierten Truppen am 06. Juni 1944 in der Normandie, begannen in der Mühldorfer Hart die Rodungsarbeiten für die Großbaustelle. Die Gesamtlänge des Bunkers sollte aus 12 Gewölben von je 33 Meter Länge gebildet werden. Rechts und links wurden in einem Abstand von etwa 40 Metern gigantischen Fundamente, 19 Meter tief und etwa 17 Meter breit betoniert.
Herr Schodlok führte uns zu den Resten der Bunkeranlage, die nach dem Krieg von der Amerikanischen Armee gesprengt worden waren. Dabei blieb einer der gigantischen Bunkerbögen beschädigt erhalten. Schodlok ging in seinen Ausführungen insbesondere auf das Leid der eingesetzten Arbeitskräfte ein, die aus Zwangsarbeitern, weiteren Kriegsgefangenen und überwiegend KZ-Häftlingen bestand. Die KZ-Häftlinge hausten in einem Waldlager und in Mettenheim, jeweils 2 km von der Hauptbaustelle entfernt. Sie waren täglich in zwei Schichten (a = 12h) und einer Anzahl von 4.000 Personen auf der Hauptbaustelle vertreten. Etwa die Hälfte der eingesetzten KZ-Häftlinge starb während der Bauarbeiten an Erschöpfung, Unfällen oder Bestrafungen.
Nach der beeindruckenden und bewegenden etwa zweieinhalbstündigen Führung machten wir noch einen Abstecher in das Café Innleitn der Stiftung Ecksberg, wo wir uns für die Heimreise stärkten.
Foto oben Herr Schodlok
Bericht Manfred Schallinger